Unruhen in der Ukraine

Zur Zeit hört man fallweise von den Unruhen in der Ukraine. Der Euro-Majdan, wie sich die Demonstrationen, die sich übrigens mittlerweile über die ganze Welt verbreitet haben, nennen, findet schon ununterbrochen seit 2 Monaten statt. 

Der Majdan - ein eigener Mikrokosmos
Seit Wochen und Monaten verfolge ich jetzt schon die Geschehnisse in der Ukraine über die ukrainischen unabhängigen Medien, spreche mit ukrainischen Freunden. Die Geschichten, die mir kolportiert wurden, zeigen sehr eindrucksvoll, wie das ukrainische Volk seiner Regierung die Stirn bietet: Leute kommen aus dem ganzen Land nach Kiev und demonstrieren dort in einer noch nie dagewesenen Einigkeit. 

Der Euro-Majdan hat sich zu einem friedlichen, gut organisierten Mikrokosmos entwickelt. Er ist ein Staat im Staat, in dem sich die Menschen helfen. In dem alle an einem Strang ziehen. Sich gemeinsam organisieren. Sich endlich von den russischen Marionettenspielern losreißen wollen und dafür mit ganzem Herzen kämpfen. Friedlich und mit einer bewundernswerten Ausdauer.

Die Reichen kaufen warme Kleidung für die Armen, damit diese weiter für ihr Land und ihre Rechte eintreten können. Jeder ist auf der Straße: alte Menschen, Jugendliche, Menschen mit Behinderungen, Studenten, Arbeiter, Akademiker - Männer und Frauen, die einfach nicht mehr zusehen möchten. Diejenigen, die wirklich nicht mehr auf die Straße können und in Kiev leben, bieten gratis Wohnmöglichkeiten für jene Demonstranten, die von weiter weg angereist sind. Zahlreiche Leute kochen und bringen täglich warmes Essen und Getränke zum Majdan.

Trotz mehrerer Versuche seitens der Regierung, die Demonstrationen medial zu untergraben, auch mit bezahlten Gegendemonstranten, haben sich die Ukrainer in Kiev und anderen großen Städten nicht beirren lassen und treten weiter für ihre Sache ein. Ein Idealismus macht sich breit, der seinesgleichen sucht. Über all das wurde in den mitteleuropäischen Medien nicht oder nur am Rande berichtet.

Gewaltsame Übergriffe gegen die Bürgerrechte - mitten in Europa
Traurigerweise wurde in den letzten Tagen auf Grund der Zusammenstöße einiger Demonstranten mit der Spezialeinheit "Berkut" wieder häufiger berichtet. Der Hintergrund: die Regierung, allen voran Präsident Yanukovych, hat im Rekordtempo ein Gesetz durchgeboxt, das die Rechte der Demonstranten dramatisch beschneidet. Wenn die Bezahlung von Demonstranten gegen die Demonstration nicht mehr reicht, muss man eben zu anderen Mitteln greifen. Es werden zur Zeit immer wieder unschuldige Leute von Beamten des Berkut verspottet, gequält, zusammengeschlagen. Mitten in Europa! In einem Land, das zu einem Teil noch bis vor einem Jahrhundert ein Teil Österreichs war. 

Die Situation bleibt weiter prekär. Ich muss täglich damit rechnen, dass es meine Freunde trifft. Oder meine Familie. Aber ich war noch nie stolzer darauf, eine "Wahlukrainerin" zu sein. Слава Україні!



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