Reisetagebuch 2007

Sa, 3. Februar 2007 – Abfahrt / So, 4. Februar 2007 – Ankunft und der erste Tag.

Pünktlich um 13:52 fährt der Zug von Wien West nach Budapest ab. In meinem Abteil eine ungarische Mutter mit ihrem Kind, ein junger ungarischer Musiker und eine Deutsche. Sehr nette Leute. Nach drei Stunden Fahrt erreichen wir endlich Budapest.
Das Aussteigen mit dem schweren Rucksack, an dem noch meine mir von M. empfohlenen warmen Schuhe hängen, sowie mit den drei Taschen fällt schwer. Die Warterei ist aber auch nicht viel angenehmer. Eineinhalb Stunden, dann fährt der Zug wieder – aber welcher Zug ist der Richtige?
Keine einfache Frage. Ich beschließe, in den Zug Richtung Moskau einzusteigen. Ein langer Zug, aber schlussendlich finde ich mein Abteil. Eine ukrainische Schaffnerin kontrolliert meine Fahrkarten und ich steige ein.

Im Waggon fühlt man sich wie in eine andere Welt versetzt. Es gibt dunkelrote Vorhänge, Teppiche und in jedem Abteil befinden sich ein Schrank mit einer Steckdose sowie ein kleiner Tisch. Ich finde meinen Platz, Nummer 21, relativ schnell. Im Abteil sitzt schon eine junge ukrainische Frau namens O. Im Laufe unseres Gesprächs erzählt sie mir, dass sie auch nach Lviv fährt und dass sie meine Bekannte M. kenne. Ein guter Anfang. Sie selbst war in Oberösterreich bei Freunden auf Besuch. Im Zug hilft sie mir bei allen Problemen. Die Schaffner sprechen nur Russisch und Ukrainisch und waren am Anfang nicht wirklich freundlich. Sie lädt mich auf einen Tee ein, da ich noch keine Hryvnja einstecken habe und wir plaudern den größten Teil der Fahrt durch Ungarn hindurch. Zwischendurch kommt immer wieder mal die Schaffnerin, zuerst wegen der Einreiseformulare, die in Größe und Form eher einem (Zitat M.) „Kaszettl“ entsprechen. Später will sie dann, dass wir die Reisepässe herrichten – gleich sind wir an der Grenze. Als ich richtig wach bin und beim Fenster hinaussehe, kann ich es gar nicht fassen – Schnee!! Wir kommen an und es kommen Leute von Ungarn, die mich auf Russisch anreden, aber ich verstehe kein Wort. Dem ungarischen Grenzbeamten hat wohl mein Name gefallen. Mit einem Lächeln sagt er meinen Namen und gibt mir den Pass zurück. In der Ukraine das gleiche Spiel noch einmal. Dann werden die Waggons einzeln angehoben und die Räder umgesteckt, da in der ehemaligen Sowjetunion ein anderes Schienensystem gebraucht wird als bei uns. Also warten wir insgesamt fast 3 Stunden an der Grenze. Gegen 3 Uhr morgens (mittlerweile ukrainischer Zeit) geht es dann weiter. Endlich schlafen!
Um 7:30 läuten die Wecker von O. und mir. Bald müssen wir aussteigen. Um etwa 9 Uhr soll der Zug in Lviv ankommen. Während sich O. umzieht, gehe ich hinaus und sehe mir die Gegend an, die an uns vorbeizieht wie eine Kulisse. Alles sieht doch irgendwie anders aus als bei uns. Die Bäume, die im Sturm umgeknickt sind, liegen immer noch im Wald, es stehen noch alte Betonpfeiler, vermutlich aus früheren sowjetischen Zeiten. Die Häuser außerhalb der großen Städte sind sehr klein und sehen so aus, als wären sie unbewohnt. Ich gehe zurück ins Abteil und O. und ich tauschen noch Telefonnummern aus. Wir wollen uns in Lviv treffen und sie will mir die Stadt zeigen. Sie meint, sie muss sowieso für ihre Prüfung als Reiseführerin üben. 

Als wir aus dem Zug aussteigen, wartet auch schon meine Gastfamilie auf mich. R. und ihr Vater holen mich ab. Sie haben mich wohl sofort erkannt, da sie gleich auf mich zukommen. Wir stellen uns gegenseitig vor, der Vater nimmt mir die Taschen ab, ich verabschiede mich vorerst von O., deren Freund mittlerweile eingetroffen ist und wir gehen zum Auto. Danach fahren wir nach Hause und ich lerne die Gastmutter kennen. Alle sind sehr freundlich zu mir. Der Dobermann entpuppt sich als wahres Schmusetier. Die Wohnung und vor allem auch mein Zimmer sind traumhaft schön. Sogar ein Klavier ist im Zimmer, das normalerweise die Mutter spielt. Und was auch wichtig ist: Endlich duschen! Frühstück gibt es dann auch ziemlich bald darauf. Nach dem Frühstück tauschen wir Gastgeschenke aus und danach zeigt mir R. die Stadt. Der Bus ist relativ klein, die Fahrt kostet 1 Hryvnia. Monats- oder Wochenkarten gibt es keine. 

Wir gehen durch die Stadt spazieren, da am Sonntag kaum ein Geschäft offen hat. Es gibt viele verschiedene Kirchen. Wir sehen die älteste Kirche in Lviv, eine armenische Kirche aus dem 9. Jahrhundert. Dann sehen wir uns noch  einen italienischen Palast an, in dem verschiedenste Kunstwerke ausgestellt sind. Danach gehen wir weiter durch die Straßen und Gassen, wo wir eine junge Frau treffen, die uns zu sich in die Galerie einlädt. Sie zeigt uns die Kunstwerke eines jungen Malers und erklärt uns, dass das Fundament der Galerie ebenfalls schon von den Armeniern erbaut wurde. Eine nette Frau, wie die meisten Menschen, die man in der Ukraine trifft. Ich kaufe ihr einen Reiseführer ab, da man in Österreich sowieso kaum etwas Vernünftiges über die Ukraine zu lesen bekommt. Und wir ziehen weiter. 

Unser Weg führt uns über die älteste Apotheke Lvivs, die heute auch als Apothekenmuseum dient zu einem Wiener Kaffeehaus, vor dem der brave Soldat Schwejk sitzt. Ich esse dort eine Sachertorte. Schmeckt anders als daheim, stelle ich fest, aber sie schmeckt gut. Es hängen alte Bilder von Wien an der Wand und ich bemerke, dass das Lokal wirklich recht stilecht wienerisch eingerichtet ist. Später geht es am Denkmal Taras Shevchenkos vorbei zur Ivan Franko Universität. Momentan haben die Studenten aber sowieso eine Woche Ferien, aber nächste Woche soll ich in den Deutschunterricht mitgehen. 

Nach der Heimkehr zeige ich R. Fotos aus Österreich. Wir essen Borshtsh und danach noch Schnitzel mit Erdäpfelpüree. Eindeutig zu viel für mich, also muss ich wohl oder übel den Großteil des zweiten Gangs übriglassen. Nach einigen Fragen über meine Eltern hole ich nochmals die Fotos. 

Am Abend sehe ich das erste Mal ukrainisches Fernsehen. Starmania gibt es anscheinend überall. In der Ukraine heißt es aber „Schans“ („Chance“) und läuft, wie so oft in der Ukraine, viel entspannter und lustiger ab als in Österreich oder auch Deutschland. Danach sehen wir Nachrichten. Vieles von dem, was ich gesehen habe, wird in Österreich gar nicht gezeigt. Natürlich verstehe ich bei weitem nicht alles, aber das wird schon noch. Ein Exklusivinterview von Julia Timoschenko sowie ein Beitrag aus Kasachstan (ein Land, das in Österreich die meisten wohl wirklich nur von Borat kennen) werden gezeigt – unvorstellbar, dass man über so etwas jemals in Österreich hört. Nach den Nachrichten werden noch schnell die Zähne geputzt, solange es Wasser gibt. Selbiges haben wir nämlich nur von 6 Uhr bis 12 Uhr jeweils morgens und abends. Also eigentlich sowieso fast den ganzen Tag. Trotzdem war Natalja, meine Ukrainischlehrerin, im Vorfeld besorgt, dass es mir etwas ausmachen könnte. Die ukrainische Gastfreundschaft eben. Jeder will, dass sich der Gast wohlfühlt. Manche Österreicher könnten sich da so einiges abschauen… Zum Abschluss des Abends wird noch fleißig ukrainisch gelernt und im Reiseführer über Lviv geschmökert, schließlich beginnt morgen der Ukrainischunterricht. Um 11 Uhr will N. hier sein. 

Montag, 5. Februar – Tag 1 des Unterrichts
8 Uhr 40 Tagwache. R. schläft noch, die Mutter ist schon fleißig beim Frühstück zubereiten. Nach einem wieder recht üppigen Mahl, zeigt mir R. ukrainische Musiker und ich gebe ihr eine Kostprobe österreichischer Musik. Ludwig Hirsch gefällt ihr besonders gut. Bald darauf kommt N. Eine Freundin der Familie und meine neue Ukrainischlehrerin. Sie macht zuerst eine Bestandsaufnahme dessen, was ich schon kann. Besonders viel konnte sie dabei freilich nicht finden, aber naja. Dann beginnen wir mit dem Unterricht. Dieser gestaltete sich auffällig einfach. Im Vorfeld wusste ich ja nicht genau, wie das funktionieren würde, wenn sie wirklich nur Ukrainisch und Russisch kann. Ihre Englischkenntnisse und meine Versuche, Ukrainisch zu verstehen, reichten aber letzten Endes tatsächlich dafür aus, neue Grammatik zu lernen und sich zu unterhalten. In der Pause sitzen wir in der Küche. Es gibt wieder etwas zu essen. Wozu ich eine Zugkarte nach Österreich habe, weiß ich schon gar nicht mehr, weil ich den Eindruck habe, dass ich ohnehin nach Hause rollen kann. Wir stoßen mit einem Glas Wein auf die Gesundheit N.s Tochter K. an, die vor kurzem Geburtstag hatte. N. erzählt der Familie von ihren amerikanischen Schülern, die anscheinend recht dumm sind. Über die Österreicher spricht sie aber nur in den höchsten Tönen. Dass jemand so begeistert von denen ist, wundert mich zwar, aber ich freue mich trotzdem über das Kompliment. Danach setzen wir den Unterricht fort. Wieder ist N. begeistert, weil ich „so schnell“ verstehe und wir zügig vorankommen. Als sie uns verlassen hat, bekomme ich noch eine Unterrichtseinheit von R. und ihrem Vater. Voller Begeisterung erklärt er mir, was aufdrehen und abdrehen bzw. öffnen und schließen auf Ukrainisch heißt. Zur Demonstration lässt er mich verschiedene Geräte im Haus auf- und abdrehen und alle möglichen Türen, Schubladen und die Mikrowelle auf- und zumachen. 
Danach gibt es Mittagessen (mittlerweile meine dritte Mahlzeit und das gegen 14 Uhr) – Borschtsch als Vorspeise und Schnitzel mit mediterranem Salat als Hauptgang. Mit Müh und Not esse ich doch noch auf. Leicht fällt es mir ja nicht gerade… Danach fahren R. und ihr Vater in die Stadt, um letzte Vorbereitungen für ihren Kurzurlaub in die Karpaten zu treffen. Ich mache einstweilen brav die Hausaufgaben und lerne. Zu Hause angekommen, lädt mich R. ein, mit ihr einen Fruchtsalat zu machen, um diesen während ihrer Lieblingsseifenoper zu speisen. Die Serie handelt von Kadetten auf einer russischen Militärakademie. Sie ist auf Russisch, hat aber ukrainische Untertitel. Diese Art von Zweisprachigkeit ist überhaupt ein Phänomen in der Ukraine. Jeder scheint beide Sprachen zu beherrschen und weiß zum Teil manchmal nicht, welches Wort jetzt zu welcher Sprache gehört. Später zeige ich R. und ihrem Vater im Internet meine Stadt und meine Uni. Ich erzähle ihnen von den verschiedenen Sehenswürdigkeiten und besonders der Perchtenlauf scheint sie doch ein bisschen zu verwundern.Als A. nach Hause kommt, gibt es Abendessen. Verhungern kann man hier wirklich nicht. Während meines mittlerweile fünften Essens an diesem Tag ruft mich M. an. Sie fragt, ob es mir gefällt und wann wir uns treffen. Nach 20 Minuten ist alles geklärt und ich gehe zurück in die Küche. 

Dienstag, 6. Februar 2007 – von ukrainischen Omas und gruseligen Bussen
Um viertel neun werde ich wach. R. und ihr Vater V. sind mittlerweile schon auf dem Weg in die Karpaten. Sie machen dort einen kurzen Schiurlaub. A. ist unterwegs in die Arbeit, also mache ich mir Frühstück. Eigentlich sollte R.s Oma jeden Moment kommen, aber nachdem niemand da ist und ich sowieso Zeit habe, schaue ich kurz, ob ich Nachrichten aus dem Rest der Welt bekommen habe. Tatsächlich ist so einiges im Posteingang. Ich beantworte brav meine e-Mails, während der Hund plötzlich entdeckt hat, dass ich nicht viel zu tun habe und mir gleich begeistert ihren Ball bringt. 

Als sie müde ist, gehe ich Ukrainisch lernen, schließlich beginnt bald die Stunde und ich weiß immer noch nicht alle Vokabel. Als N. da ist, läutet es bald darauf wieder an der Tür. R.s Großmutter E. ist eingetroffen und freut sich schon sehr darauf, mich kennen zu lernen. In der Pause zwischen den wieder sehr produktiven Stunden zeige ich ihr meine Fotos und muss alles auf Ukrainisch erklären. Wieder schwärmt N. von der Intelligenz der Österreicher.

Am Nachmittag kommt die Mutter nach Hause. Wir essen gemeinsam, da die Ukrainischstunde um 15 Uhr zu Ende ist und die Oma gleich für alle gekocht hat – inklusive N. Danach fährt N. zu M., der sie Russischunterricht gibt, während ich bei A. bleibe und mich mit ihr über Österreich und Lviv zu unterhalten versuche. Es funktioniert ja jeden Tag schon ein bisschen besser. Am Abend dann begleiten mich A. und der Hund zur Bushaltestelle, die ein paar Minuten von unserer Wohnung entfernt ist. Der Busfahrer macht wie immer einen hektischen Eindruck. Die Busfahrt in Lviv ist sowieso immer ein Erlebnis besonderer Art.
Verständlich wäre es, wenn es in der Ukraine wenige Extremsportler gäbe, denn auch von einer Busfahrt kann man schon ziemlich leicht einen Adrenalinkick bekommen. Vielleicht geht es aber auch nur Ausländern so… In einer Spur fahren meistens mindestens zwei, manchmal auch drei Autos oder Busse. An den Haltestellen drängen sich die Busse ebenfalls zusammen, einer drängelt sich an dem anderen vorbei und es wird gehupt, was das Zeug hält. Als sich ein anderer Bus bei unserem Bus vorbeischwindeln will und dabei versehentlich den Außenspiegel rammt, kocht unser Busfahrer erst richtig vor Wut. Zuerst hupt er, danach öffnet er doch tatsächlich die Tür des anderen Busses von seinem Fenster auf und schimpft mit seinem Kollegen. Naja, andere Länder, andere Sitten… Warum Busfahrer bei Haltestellen prinzipiell NIE vorne halten, sondern immer hinten, damit es für die Kollegen schwieriger ist, auch stehen zu bleiben, das wissen wohl nur die Götter. 

Endlich halbwegs heil mit dem 81er Bus am Halyzky-Platz angekommen, wartet M. schon auf mich. Wir gehen das Notwendigste einkaufen; danach macht sie mit mir eine kurze Stadtführung. Wir gehen in die armenische Kirche, weil sie dort immer hingeht, wenn sie Musik hören und ihre Ruhe haben will. Die armenische Kirche ist eine der ältesten (wenn nicht DIE älteste) Kirchen in Lviv und innen wunderschön, wenngleich heute keine Musik gespielt wird. Ruhig ist es wirklich drinnen und M. meint, dass viele Leute hierher gehen, um Ruhe zu haben. Auf der Straße ist es ja oft wirklich laut und hektisch. Unterwegs sehen wir viele Leute, die tatsächlich bei diesem Wetter (immerhin liegt ja immer noch genug Schnee und es ist alles andere als warm) um 7 Uhr abends immer noch draußen arbeiten.

Da M.s Stammlokal gerade vollbesetzt ist, zeigt mir M. ihre Wohnung, die sich gleich daneben befindet. Der Stiegenaufgang ist gelinde gesagt rustikal, dafür ist die Wohnung umso schöner und neuer. Sie zeigt mir Fotos von der Ukraine und borgt mir einen Stadtplan und ein Wörterbuch, da das Buchgeschäft nicht mehr offen hatte als ich ankam. Später gehen wir in ein Restaurant, da sich die Lage in besagtem Lokal immer noch nicht verbessert hat. Bestellen muss ich mein Essen bei der (Gott sei Dank sehr geduldigen) Kellnerin selbstverständlich selber und tatsächlich wird mir wenig später das Bestellte gebracht – ein Erfolgserlebnis! Wir reden über die ukrainischen Schüler die heuer nach Österreich kommen sollen und auch über die anderen Schüler, die M. unterrichtet. Außerdem erzählt M., dass es bis vor ca. 7 Jahren noch gar keine Zebrastreifen in Lviv gab, da auch kaum Autos fuhren. DAHER toben sich die Leute also jetzt so aus! Es ist wirklich oft nicht leicht, das Überqueren der Straße zu überleben. Niemand bleibt stehen, auch wenn man Anstalten macht, weiterzugehen. Und ich dachte immer, die Österreicher sind grauenhafte und egoistische Autofahrer. Aber wie schon gesagt, andere Länder, andere Sitten…Um dreiviertel 10, nach einer Viertelstunde warten im Schneegestöber (ENDLICH Schnee- ich bin immer noch begeistert davon!!!), setzt mich M. in einen der letzten Busse (die Busse in Lviv fahren großteils nur von 6:30 bis 22:00) und ich fahre zurück zu meiner Gastmutter, die mich gemeinsam mit dem Hund abholt. Zu Hause gibt es dann wieder zuerst ein üppiges Nachtmahl, gefolgt von Tee (чай, das wichtigste Getränk überhaupt) mit Pralinen. 

Danach muss ich aber noch schnell die restliche Aufgabe machen. Ich schreibe sogar schon einen (sehr kurzen, nicht besonders zusammenhängenden) Text. Nicht schlecht, nach nur 2 Tagen! Ich bin ja schon gespannt, welche neuen Seiten ich morgen an der Ukraine entdecke…

Mittwoch, 07. Februar 2007
Der Mittwoch verläuft relativ ruhig. Essen gibt es wie immer mehr als genug. Allein damit ich das Frühstück verbrennen kann, müsste ich wohl einen Marathon laufen. Nach dem Frühstück lerne ich brav und am Nachmittag habe ich wieder Ukrainischunterricht. Ich lerne R.s Opa kennen, der ebenfalls ein bisschen deutsch spricht. Er geht immer mit dem Hund spazieren, wenn sonst keiner da ist. N. nutzt den Besuch gleich für eine kleine Übung. Ich muss mich und meine Familie auf Ukrainisch vorstellen. Na verstanden dürfte er mich ja haben. Ab und zu schaffe ich es ja schon, einen ganzen, grammatikalisch halbwegs richtigen Satz zu formulieren… Nachdem N. gegangen ist, kommt A. nach Hause. Sie hat eine Pizza mit und kocht zusätzlich noch für jeden ein Paar Frankfurter mit Kraut. 

Donnerstag, 08. Februar 2007
Um 9 stehe ich auf. A. ist schon weg, dafür steht wieder haufenweise Essen auf dem Tisch. Topfen mit Smetána drauf, eine Schüssel fürs Müsli, drei kleine Mohnbrötchen, Butter, Milch, eine Banane und so weiter. Wo ich das alles hin essen soll – keine Ahnung… Später kommt N. und wir lernen. Sie meint, wir können in Zukunft auch vier Stunden machen, weil ich sowieso alles so schnell lerne. Dankend nehme ich an, weil ich ja möglichst viel in möglichst kurzer Zeit lernen will. Zu Mittag gibt es dann wieder eine ordentliche Portion warmes Essen. Danach begleite ich A. zum Friseur. Jetzt regnet es, aber es liegt immer noch haufenweise Schnee. Von Schneeräumern immer noch keine Spur. Habe auch den Verdacht, dass sich daran nichts ändern wird. In Österreich hat es gerade 15 Grad und von Schnee keine Spur. 

Im Friseursalon versuche ich, Magazine zu lesen. Ist aber sehr schwer (zumal diese anscheinend auf Russisch sind und nicht auf Ukrainisch). Immerhin erkenne ich ein paar bekannte Gesichter auf den Fotos… Die Leute, die hereinkommen, grüßen kaum. Im Fernsehen läuft ein Musiksender. Sehr ähnlich wie in Österreich, nur in einer anderen Sprache...

Weiter gehts zum Supermarkt. Selbst die Supermärkte hier unterscheiden sich von den unsrigen (abgesehen von der Tatsache, dass es auch hier Metros gibt). Gleich in der Nähe des Eingangs stehen zwei mittelgroße Aquarien, in denen sich ganze Fischschwärme (richtige lebendige Fische!!!) befinden. Obwohl das sicher nicht die Tierabteilung ist und daher nicht zu erwarten ist, dass die Lebenserwartung dieser Fische recht hoch ist, gönnt man ihnen kaum Platz. Die armen Fische tun mir wirklich leid… Da stellt sich mir die Frage, wie mit Rindern, Schweinen oder Hühnern verfahren wird. Wenn man weitergeht, kommt man zu einer nicht besonders kleinen Süßigkeitentheke, hinter der, ähnlich wie bei der Feinkost, Leute dahinter stehen, die die Kunden mit Zuckerl, Torten, Kuchen und vielem mehr versorgen. Die Ukrainer, das ist mir schon aufgefallen, essen alle sehr gern Süßes – sogar die Zahnärzte. Aber etwas annähernd Vergleichbares habe ich in Österreich erst einmal gesehen – in Neulengbach… Im Regal daneben stehen riesige Keksdosen. Schade, dass ich kein Kamel mithabe, das solche Sachen in rauen Mengen nach Hause tragen könnte. Besonders angetan haben es mir die „desserty“ mit Bailey’s (die nämlich gar nicht nach Bailey’s schmecken, sondern wirklich gut). Die gibts auch noch in anderen Geschmacksrichtungen, wie ich sehe. Wenn schon etwas prinzipiell Ekelhaftes so gut schmecken kann, traue ich mich ja gar nicht, die „prinzipiell guten“ Geschmacksrichtungen auszuprobieren. Ich hoffe, ich kann beim Heimfahren viel tragen, weil Süßigkeiten werde ich wohl sehr viele kaufen. Außerdem möchte ich mir ja auch Ukrainisch- und Russischbücher sowie CDs und DVDs kaufen. Na die Heimfahrt wird sicher lustig! 

Als wir nach Hause kommen, gibt es Tee mit kleinen Apfel-Blätterteig-Kuchen, „Biskuit“ (kleine Schokobiskuitkuchen, gefüllt mit Karamellcreme, überzogen mit Schokolade) und Mandarinen. Später schauen wir wieder „Kadety“. Mittlerweile kriege ich schon relativ oft mit, worum es eigentlich geht und die Sendung ist irgendwie recht lustig. Seifenopern gibts es auch im ukrainischen Fernsehen nicht gerade wenig. Dafür gibt es aber auch kein ukrainisches Gegenstück zu Barbara Salesch oder Ingo Lenßen, was ich persönlich als angenehm empfinde. Auch Talkshows dürften nicht sehr weit verbreitet sein (außer sie laufen am frühen Nachmittag, wo ich brav ukrainisch lerne); dafür sehe ich oft Nachrichten, politische Diskussionen und dergleichen mehr. Politiker, muss man ja sagen, scheinen überall gleich zu sein. Der arme Moderator kommt auch nie zu Wort und scheint genauso wenig direkte Antworten zu bekommen, wie seine österreichischen Kollegen. Ich muss mich einmal erkundigen, wann wieder Wahlen sind in der Ukraine, dass sich die Politiker so darum zu reißen scheinen, dass sie in der Öffentlichkeit so viel sagen können. Auffallend ist auch, dass sie relativ viele russische Wörter verwenden. Aber das ist eben Kiever Fernsehen. Alle Ukrainer erklären mir, dass man in der Westukraine hauptsächlich Ukrainisch spricht und der Anteil an ukrainischsprachigen Menschen abnimmt, je weiter man sich in Richtung Osten bewegt. In manchen Regionen spricht man anscheinend immer noch nur Russisch. Unvorstellbar, wenn man doch ein unabhängiges Land ist, aber anscheinend sind viele damit nicht zufrieden und fühlen sich immer noch mehr mit Moskau verbunden als mit Kiev. In der Westukraine ist das Ukrainersein dagegen ausgeprägt. Viele Leute sprechen zwar (vermutlich unabsichtlich) eine Mischung aus Ukrainisch und Russisch, aber die meisten scheinen sehr stolz darauf zu sein, dass die Ukraine ein unabhängiges Land ist. Über die Medien ist die russische Sprache dennoch ständig präsent („Kadety“ und die Frauenzeitschriften im Friseursalon sind nur ein paar der Beispiele, die es dafür gibt). 

Später am Abend ruft mich M. an und wir reden über unsere Pläne in der nächsten Zeit. Auf Grund der wahrscheinlich bevorstehenden Quarantäne an den Schulen könnte es sein, dass M. mehr Freizeit hat und vielleicht können wir etwas unternehmen. Ich weiß sowieso noch nicht, wie ich meiner Gastfamilie beibringen soll, dass ich nach Ivano-Frankivsk fahren will. Es ist schon absolut unmöglich, dass ich sie dazu bewegen kann, mich ins Zentrum zu lassen. M. sagt, es ist ihr ähnlich ergangen. Nachbarn haben sie oft die 50 m nach Hause begleitet, aus Angst, es könnte ihr etwas passieren. Außerdem tut man das anscheinend in der Ukraine so. 

Ab morgen funktioniert immerhin die SIM-Karte, dann ist es auch gleich billiger für mich, mich bei allen zu melden und dann werde ich mich morgen gleich durch mein Büchlein durchtelefonieren und schauen, wann ich mich wo mit wem treffen kann. Freue mich schon sehr, alle wieder zu sehen. C. 1 und 2, O., M., S. und vor allem V. hab ich ja wirklich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen. 

Freue mich auch schon auf den Besuch in dem Dorf, in dem der ehemalige Zwangsarbeiter lebt, der während des Kriegs bei M.s Familie war. Bin gespannt, wie das Landleben in der Ukraine ist. Angeblich für österreichische Verhältnisse unvorstellbar, aber man wird sehen. Interessant wird es sicher und nette Leute werde ich auch bestimmt treffen. Jeder Ukrainer, den man persönlich kennen lernt, ist äußerst nett, hilfsbereit und gastfreundlich.

Freitag, 09. Februar 2007
In der Früh gibt es wieder viel zu Essen (ok, nichts neues, aber es fasziniert mich immer noch), obwohl es schon weniger geworden ist, nachdem ich gestern erzählt habe, wie viel ich normalerweise esse. Am Vormittag mache ich brav meine Aufgabe und versuche das Gelernte umzusetzen. Nicht einfach bei der Menge, die ich jeden Tag lerne. Aber heute habe ich ja keine Stunde. Morgen um 14 Uhr geht es allerdings schon wieder weiter. Zu Mittag kommen dann R. und ihr Vater wieder nach Hause. Der Kurzurlaub in den Karpaten hat ihnen recht gut gefallen und sie haben dort viele Bekannte getroffen. Pistenschweine scheint es auch in den Karpaten zu geben, denn R. erzählt mir, dass sie jemand bei der Abfahrt geschnitten hat und ihr dabei sogar über die Schi gefahren ist (so knapp – wirklich unglaublich!). 

Später zeige ich ihr, wie viel ich schon mit N. gelernt habe. Bin sehr froh, dass ich jetzt wieder mit jemandem in ganzen, grammatikalisch richtigen Sätzen sprechen kann, obwohl es natürlich sicher geholfen hat, dass ich nicht deutsch sprechen konnte in den letzten Tagen.
Dann versuche ich, ihr bei der Aufgabe für die Uni zu helfen. Sie muss englische Vokabel lernen – aber was für welche! So gewählt habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nie ausdrücken müssen. Naja, immerhin lerne ich auch ein paar neue Wörter. 
Danach gebe ich Auskunft über den durchschnittlichen österreichischen Speiseplan. Dass ich eigentlich den größten Teil des Tages nichts esse, stößt glaube ich doch auf Verwunderung. Gut dass R. schon wieder daheim ist, denn ohne sie hätte ich es wohl auch nicht geschafft, zu erklären, was Knödel, Schweinsbraten und dergleichen mehr sind. (Das weiß ich, weil ich es gestern ebenfalls versucht habe, und dabei maximal einen Teilerfolg erzielen konnte. Vielleicht schicke ich ihnen ein österreichisches Kochbuch, wenn ich nach Hause komme.) Sachertorte ist in der Ukraine selbstverständlich hinreichend bekannt, da die Ukrainer gern und viel Süßes essen, was sich auch gleich auf dem Weg in die Oper bewahrheiten wird.Vor lauter Erklären und Tratschen ist die Zeit so schnell vergangen, dass R. (etwas geschockt) meint, wir hätten jetzt nur mehr 20 Minuten, dann käme schon das Taxi. Kurz vor dem Wegfahren packt R. noch schnell eine Tafel Schokolade ein. „Für die Pause“, meint sie. (Überhaupt scheint das Usus zu sein, denn auch A. packt immer irgendwelche Pralinen ein oder gibt mir welche, wenn wir weggehen. Wie gesagt, man kann vieles in der Ukraine, aber verhungern gehört sicher nicht dazu…)

Das Taxi kommt mit einer leichten Verspätung, aber noch liegen wir gut in der Zeit. Wir müssen unterwegs noch Alina von der Arbeit abholen. Kurz danach stehen wir auch schon im Stau. A. wird nervös, weil sie Angst hat, dass wir es nicht rechtzeitig schaffen. Um 7 soll die Vorstellung beginnen. Punkt 7 stehen wir immer noch im Stau, allerdings haben wir es schon weiter geschafft. Wir bezahlen den jungen Mann und versuchen zu Fuß unser Glück. Wenig später, fernab von jeglicher Verkehrsbehinderung, finden wir ein anderes Taxi, das uns schließlich doch zur Oper am Prospekt Swobody bringt. Das Ballett hat auch noch nicht begonnen. Die Oper ist wunderschön – innen wie außen. Von außen erinnert sie ein bisschen an den Ringstraßenstil, innen gibt es wunderschöne Fresken, viel Blattgold und Marmor. Der Zuschauerraum selbst erinnert mich stark an die Österreichische Staatsoper. Ich verspreche R., dass ich ihr die diversen Wiener Theater zeigen werde. Dann geht das Ballett los. Im Vorfeld war ich mir ja nicht sicher, wie es wird, da ich immer noch traumatisiert von dem Ballett war, das ich mit der Schule gesehen habe (mein erster Sekundenschlaf im Theater).
Es tanzen Paare aus verschiedenen Ländern und Opern. Die meisten sind Russen und Ukrainer, aber es gibt auch ein „japanisches“ und ein „britisches“ Paar – zumindest von einer japanischen und einer britischen Oper. Es ist wirklich sehr schön und ändert meine Einstellung zu Ballettvorstellungen grundlegend. Werde mir jetzt vielleicht bei Gelegenheit wieder mal eines ansehen. Zum Teil ist es sogar richtig witzig. In der Pause schauen wir uns die Oper an und treffen nebenbei viele Bekannte der Familie (zum Teil auch Patienten), denen ich als österreichische „Tochter“ vorgestellt werde (was ich sehr lieb finde). R. packt die Schokolade aus und wir essen ein paar Stücke. Dann ist die Pause auch schon wieder aus und wir begeben uns zurück auf unsere Plätze. 

Der zweite Teil ist ebenfalls sehr schön und danach suchen wir uns ein Taxi und fahren nach Hause, wo wir schon vom Famiilienhund erwartet werden. Der Vater sitzt im Wohnzimmer und schaut sich einen Steven Seagal Film an (eigentlich wie bei uns daheim, nur auf ukrainisch). Essen tun wir Gott sei Dank nicht. Zu einer Mandarine lasse ich mich überreden, aber Schokobiskuit esse ich, so gut es auch ist, keines mehr. Bin ich froh, dass ich schon gelernt habe, was „ich kann nicht“, „du kannst nicht“, usw. heißt… 

Mittlerweile ruft jedenfalls schon das Bett, da wir morgen angeblich auch endlich zu UMC fahren und das SIM-Karten Problem lösen. Bin gespannt, was telefonieren und SMS schreiben mit ukrainischen Wertkartenhandys kostet. Hoffentlich deutlich weniger. Die A1 Rechnung wird sowieso schon ein (Alb-) Traum… 

Samstag, 10. Februar 2007
Samstag. Eine Woche bin ich jetzt weg von daheim und es kommt mir noch gar nicht so lang vor. War eine angenehme, wenngleich auch etwas arg ruhige Woche. Jedenfalls was die Geschehnisse in Lviv anbelangt!Zu Mittag (man könnte auch sagen nach ca. 1,000 Kalorien) ruft mich M. an. Sie plant, da mittlerweile in den Schulen wieder mal Quarantäne ausgerufen wurde, dass wir nächste Woche in das Dorf „ihres“ Zwangsarbeiters fahren. Darauf freue ich mich schon sehr! Den Abend davor soll ich bei ihr übernachten, was sicherlich auch interessant wird. Auf jeden Fall muss ich mich darauf einstellen, dass ich wieder viel essen muss. Obwohl die Leute am Dorf wirklich arm sind, sind sie extrem gastfreundlich und tischen, wie M. uns oft in ihren Mails aus der Ukraine berichtet hat, immer groß auf. Bin immer noch davon fasziniert, dass fast alle ukrainischen Frauen trotz dieser Unmengen von Essen so schlank sind… Das wird mir wohl ewig ein Rätsel sein. Werde M. fragen, vielleicht weiß die, woran das liegt! 
Nach dem Telefonat bin ich unterwegs zu N. Der Vater, fährt mich hin, damit ich weiß, wann ich dem Busfahrer sagen muss, dass ich aussteigen will. Die Marschrutka (= Bus) bleibt nämlich nicht an jeder Haltestelle stehen. Will man einsteigen, muss man die Hand rausstrecken, will man aussteigen muss man das dem Fahrer mitteilen. Groß sind die Busse ja nicht, das ist es kein Problem. Beim Nachhausefahren setzt mich N. in den Bus, fährt selbst ein Stück mit und sagt schließlich einem Mädchen, das auch an der gleichen Station aussteigt, dass sie mir sagen soll, wann ich aussteigen soll (unnötig, weil ich die Station sowieso kenne, aber was solls…). Sie fragt mich, ob ich rauche und ich bejahe und biete ihr eine Zigarette an. Wir unterhalten uns auf Englisch und Ukrainisch (meistens eine Mischung, weil ihr Englisch nicht gerade um vieles besser als mein Ukrainisch ist, aber es funktioniert trotzdem.). Ein nettes Mädchen. Sie erzählt mir, dass sie 16 ist (ich hätte sie älter geschätzt) und dass sie jetzt in die letzte Klasse geht. Dann begleitet sie mich noch ein Stück, da sie nur wenige Meter vor der Drahana Straße wohnt. Beim Abschied verbleiben wir so, dass wir uns morgen, am Sonntag, gegen 15 Uhr vor dem Café bei der Haltestelle treffen. Als ich nach Hause komme, warten schon alle auf mich. Der Eistanzwettbewerb (Paare bestehend aus einer prominenten Person und einem professionellen Eiskunstläufer), den sie mir unbedingt zeigen wollen, beginnt in Kürze. 

Gegessen wird heute im Wohnzimmer, den Fernseher gut im Blickfeld. Die Sendung läuft um einiges angenehmer und freundlicher ab als im deutschen Fernsehen. Es herrscht kaum Konkurrenzdenken, sondern es steht der Spaß an der Sache im Mittelpunkt. Dementsprechend gibt es verschiedene lustige Einlagen und dergleichen mehr. Es wird auch von der Jury nicht bewertet, sondern rein vom Publikum. In der Werbepause sehe ich etwas im Fernsehen, das mir äußerst bekannt vorkommt. Ein Kindermädchen, etwas „auffällig“ gekleidet, ein Mann an seinem Schreibtisch in einem Arbeitszimmer, ein Butler mit schwarzem Humor, eine Blondine, drei Kinder… Es ist aber nicht Fran Fine, die ich sehe, sondern Няня Віка (die ukrainische Nanny, die in Russland arbeitet), Max, Konstantin (kein Niles), Gianna (nicht C.C.) und drei andere (russische) Kinder. Ansonsten ist alles sehr ähnlich. ogar das Design und das Lied.Ich beschließe, die Ukraine nicht ohne eine DVD der russischen Nanny zu verlassen.Wenn es nach mir ginge, müsste ich nicht so schnell wieder nach Hause fahren. Einfach meine Schweinchen herholen. Naja und alle anderen sind alt genug, um herzukommen, also alles in bester Ordnung! Obwohl es schon den einen oder anderen Grund gibt, wegen dem ich mich auch aufs Heimkommen freue. So, morgen gehts jedenfalls ins Zentrum, wo ich einmal fleißig Postkarten und Marken kaufen werde (falls irgendwo ein Geschäft offen hat, das eben solche verkauft). Vielleicht finde ich auch einen Stadtplan, auf dem ich mir alles einzeichnen kann. Wörterbücher, DVDs und Ähnliches werde ich kommende Woche kaufen, vielleicht gehe ich gemeinsam mit M. oder sonst fahre ich so einmal ins Zentrum. Kommt ja auch alles auf die Unterrichtszeiten drauf an. 4 Stunden am Tag sind schon relativ viel und nach dem Unterricht geht es sich meistens nicht wirklich gut aus...

Sonntag, 11. Februar 2007
Am Vormittag fahren wir in Richtung Zentrum. Ich rede mit R. über das Autofahren und die Fahrschule und stelle zu meinem Entsetzen fest, dass in der Ukraine der Kurs in der Fahrschule in etwa 500 Hryvnia kostet (man teile das durch 6.52 Euro!!!). Da habe ich wohl im falschen Land meinen Führerschein gemacht… Der Benzin, sehe ich, kostet auch unter 4 Hryvnia. Aber naja, nicht einmal wenn sie mir volle Benzinkanister nachwerfen würden, würde ich hier mit dem Auto fahren. Das ist mir bei dieser, na sagen wir „offensiven“ Fahrweise ein bisschen zu riskant.Wir fahren zu einem Berg namens Wyssoky Samok. Naja, mehr ein Hügel. Beim gleichnamigen Restaurant führen unzählige Stufen hinauf – eher etwas für sportliche (und bei der Glätte vor allem auch schwindelfreie) Menschen. Auf dem „Gipfel“ ist die Aussicht jedoch wunderschön. Man sieht die verschneite Stadt, die um einiges größer ist, als angenommen. Zurechtgefunden hab ich mich ja recht schnell. Naja, die Altstadt ist ja wirklich kleiner als in Wien, wo es noch immer mehr als genug Orte im 1. Bezirk gibt, die ich noch nicht entdeckt habe. Wir machen viele Fotos und danach folgen der Abstieg und die Heimfahrt.
Zu Hause gibt es dann Bier, Pistazien, unheimlich gutes Fleisch (schmeckt ein bisschen nach Knoblauch und leicht salzig) und danach eine Suppe. Gott sei Dank folgt kein Hauptgang, denn nach dem Bier mit dem Fleisch (auch das kommt ins Gepäck für die Heimfahrt) und den vielen Pistazien ist es praktisch unmöglich, noch was „Großes“ zu essen. 

Um 3 marschiere ich dann los zur Haltestelle, wo ich mich mit V. treffen will. Sie wartet auch schon mit zwei Freundinnen vor der „Kaffee-Bar“. Wir trinken dort jeder eine Flasche Bier (dachte zwar, es gibt Kaffee aber eigentlich ist mir Bier sowieso lieber), rauchen ein paar Zigaretten und plaudern. Zumindest V. und ich und dann übersetzt sie ihnen alles, weil sie kaum Englisch sprechen und Deutsch überhaupt nicht. Naja, und von meinem Ukrainisch will ich erst gar nicht anfangen. Sie erzählt mir, dass sie Kosmetikerin werden will und nächstes Jahr vielleicht für ein Jahr nach England geht. Ihr Freund O. ist in der Arbeit und sie und ihre Freundinnen sind bedingt durch die Quarantäne zu Hause und haben nichts zu tun. Muss auch blöd sein für Eltern, wenn die Kinder noch kleiner sind und sich noch nicht selbst beschäftigen können… Naja, V. ist schon16, da ist das ja kein Problem mehr. Sie ist recht nett. Ich gebe ihr beim Abschied meine neue ukrainische Handynummer, die ab morgen funktionieren sollte und wir telefonieren uns wieder zusammen. Wenn morgen mein Handy geht, werde ich auch meine ganzen Freunde anrufen. Ich freue mich schon sehr auf ihre erstaunten Gesichter, wenn sie mich hier sehen!!!! 

Nach dem zweiten Bier an diesem Tag gehe ich wieder zurück nach Hause. Die Nachbarin T. kommt uns besuchen. Sie ist noch relativ jung und sehr nett. Leider spricht auch sie kaum Deutsch oder Englisch, aber wir verstehen uns trotzdem. Irgendwie gehts ja immer. Dann stoßen wir an (diesmal mit Weißwein). Die Großmutter hat mir zum Namenstag einen fabelhaften Kuchen aus Äpfeln und Zwetschken gebacken. Ich hoffe, ich kann das Rezept haben.
Später zeige ich R. wie versprochen einen Film. Wir beginnen mit Muttertag. Ich muss gar nicht so viel „übersetzen“, weil sie eigentlich recht gut versteht. Den Opa mag sie auch sehr gern und auch Mischa, den Sohn, findet sie recht lustig. Dann läutet es aber an der Tür und nach etwa einer Viertelstunde müssen wir leider unterbrechen. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben! 
Zu Besuch kommen Freunde der Familie. Sie haben gemeinsam studiert. Ein Ehepaar, ebenfalls beide Zahnärzte, mit ihrer 9-jährigen Tochter S. Sie fragen mich einiges über Österreich, aber leider kann ich noch nicht antworten. Hoffentlich kann ich das bald!
Es gibt Sekt und Kuchen. Namenstag ist ein großer Anlass in der Ukraine – fast so groß wie der Geburtstag, erklärt mir R. S. lernt zwar schon seit der ersten Klasse Englisch, ist aber zu schüchtern, um mir viel zu erzählen. Ihren Namen sagt sie mir auf Englisch und dass sie schon 9 Jahre alt ist. Wirklich eine ganz Süße. Beim Karaoke taut sie dann ein bisschen auf, aber reden traut sie sich immer noch nicht, dafür lacht sie viel, singt ukrainische und russische Lieder und tanzt auch dazu. Gegen 9 Uhr verlassen sie uns wieder und es wird langsam Zeit für mich, die Aufgabe zu machen. Morgen habe ich einen langen Tag vor mir.

Montag, 12. Februar 2007
Ich stehe relativ zeitig auf, damit ich in die Stadt fahren kann. Am Vormittag sind alle schon weg, außer R., die kurz nach mir aufsteht. Die Uni beginnt für sie erst gegen 3 Uhr. Um 12 Uhr treffe ich mich mit M. „beim Pferd“ (am Danylo Halizko Platz). Um 11 Uhr 20 kommt der Bus schon an und so genieße ich 40 Minuten absolutes Alleinsein in Lviv. Richtig schön ist das. Ich gehe spazieren, schaue mir ein paar Auslagen an, hebe Geld ab (kann man immer brauchen), stelle unterwegs fest, dass ich an ca. 3 UMC- und 4 Kievstar-Geschäften vorbeigekommen bin und mache ein paar Fotos. Dann warte ich auf M., die pünktlich um 12 Uhr erscheint. Zuerst machen wir uns auf den Weg zum UMC-Geschäft, das gleich neben der Danylo-Halizko-Statue ist. Dort kann man aber leider mein Handy nicht entsperren. Sie schicken uns weiter zu Kievstar. Nach einer kurzen Suche finden wir das Geschäft, aber auch dort erklärt man uns, dass sie uns nicht weiterhelfen können. Sie schicken uns also ins nächste Geschäft. Wieder Kievstar. Wieder die gleiche Auskunft. Im mittlerweile vierten Geschäft, dem so genannten „Arsenal“ wird uns endlich geholfen. Der Mann dort meint zwar, ich könne mir mein Handy erst am nächsten Tag holen, beschließt dann aber doch, dass ich es mir schon um 3 Uhr holen kann. Jetzt ist es 1. Wir beschließen, kurz zu M. zu gehen, um N. anzurufen, dass es ein bisschen später wird, da ich mir ja mein Handy um 3 abholen muss, wann eigentlich unsere Stunde beginnt. Dann gehen wir in die „Arche Noah“ essen und danach schauen wir noch in die berühmt-berüchtigte Zukernia, wo ich mir leichtsinniger Weise eine „heiße Schokolade“ bestelle. Die Ukrainer nehmen diesen Begriff nämlich sehr wörtlich. Wenig später kommt die nette junge Frau mit einem kleinen Häferl zurück, in dem sich wortwörtlich heiße Schokolade befindet – nicht der vom Durchschnittsösterreicher erwartete Kakao. M. hat mich gewarnt, aber ich habe gemeint, ich bin in einem anderen Land, also probiere ich auch alles. Naja, nach einem halben Häferl (ein Häferl ist ungefähr die Menge eines kleinen Kaffees in Österreich) muss ich wirklich aufhören. Ich kann nicht mehr, sonst wird mir richtig schlecht. Mit dem Zuckerschub, den ich da verabreicht bekommen habe werde ich wohl noch länger durch die Gegend laufen… Finde es wieder einmal unfassbar, wie viele Kalorien man an einem einzigen Tag zu sich nehmen kann… 
Um 3 holen wir dann mein Handy ab, 45 Hryvnia kostet der Spaß, alles funktioniert, ich mache einen Probeanruf und es klappt. Danach gehen wir zur Ivan-Franko-Universität, von wo der Bus Nummer 31 in Richtung N. fährt. Als der Bus kommt, ist es schon nach halb 4. Eigentlich haben wir gesagt, wir treffen uns um halb 4 statt um 3 aber naja, die Marschrutka fährt eben nicht anders. Kurz vor 4 bin ich dann bei N. Unterricht habe ich dann bis 8 statt bis 7 – Stunden fallen prinzipiell kaum aus!

Dienstag, 13. Februar und Mittwoch, 14. Februar 2007
Am Dienstag will ich um 11 Uhr bei N. sein. Ich gehe kurz nach 10 weg und warte auf die Marschrutka. Manche können sich vielleicht an das Lied über das Taxi erinnern: „Es kummt ned…“ Mit der Marschrutka war es ähnlich, aber immerhin hat es nicht geregnet. Um 10:50 kommt sie schließlich daher. An ein pünktliches Eintreffen meinerseits ist nicht mehr zu denken. Das Telefon funktioniert offensichtlich auch nicht, also kann ich nicht einmal anrufen. Wahrscheinlich kein Guthaben mehr, aber ich verstehe nicht wirklich was die nette ukrainische Frau vom Tonband von mir will… Naja, um 11:20 treffe ich in etwa bei Natalia ein. Dafür machen wir natürlich auch länger und ich komme etwas zu spät zum Treffen mit O. Und das ausgerechnet mir, wo ich Unpünktlichkeit ja so liebe… Naja, was soll man machen! N. hat es ja anscheinend auch überhaupt nicht gestört, sie war nur (wie fast alle Ukrainer) in Sorge, dass mir etwas passiert sein könnte. Aber sie hat mich dann erreicht und sie war beruhigt. Ich begleite O. in ihr Büro, wo ihre zwei Kollegen sitzen. Einer davon, O., hat 3 Jahre lang in Deutschland studiert, unter anderem in München, und spricht ausgezeichnet Deutsch. Er hat kaum einen Akzent (naja, einen deutschen schon) und ist recht lustig. Ich lese seinen Aufsatz über Anglizismen in der deutschen Sprache, den er für eine Fachzeitschrift verfasst hat. Nach einigem „Schmäh führen“ gehen O. und ich in die gegenüberliegende Pizzeria. Auf dem Weg treffen wir noch eine Bekannte von ihr, eine Englisch-Professorin (habe ich allerdings im Nachhinein erfahren, ich habe mit ihr Ukrainisch gesprochen). O. meint, ich habe überhaupt keinen Akzent. Das veranlasst mich zu lachen… Immer noch werde ich in meinen Stunden auf die Unterschiede zwischen „з“ und „с“ sowie „ж“ und „ш“ hingewiesen. Nach dem Essen gehen wir zu M., damit ich mir von ihr den Schlüssel holen kann. M. erkennt O. sofort und ich denke beide freuen sich schon ein bisschen, dass sie sich wieder gesehen haben. M. hat aber noch Russischunterricht mit N., die mich gleich hunderte Sachen fragt und O. und M. darauf hinweist, dass sie mit mir Ukrainisch üben sollen. Dann gehen O. und ich zum Prospekt Swobody, wo wir ihren Freund G. treffen. Er ist recht nett, versteht ein bisschen deutsch (ungefähr so viel wie ich ukrainisch) und wir gehen gemeinsam in eine Konditorei, von denen es hier massenhaft welche gibt. Um sich durch alle Torten und Kuchen Lvivs zu kosten, braucht man wohl erstens Jahre und zweitens viel Zeit und ein eigenes Fitnesscenter, um alles wieder abzuarbeiten. Unglaublich! Und alles ist wirklich schön verziert. Mit Schokoladegittern, Früchten, Zuckerdekor in den verschiedensten Varianten und vielem mehr. Bei uns gibts solche Torten nur zum Geburtstag (wenn überhaupt). Später begleite ich sie zum Danylo Halizko Platz, von wo aus die beiden mit der nächsten Marschrutka nach Hause fahren. Ich gehe spazieren. Das erste Mal ganz alleine in dieser fremden Stadt, in diesem fremden Land dessen Sprache ich kaum spreche. Einfach schön! Es ist schon dunkler und regnet leicht. Kalt ist es auch nicht. Gerade richtig eben. Am Mikiewicz Platz vorbei wandere ich zum Prospekt Swobody, der wahrscheinlich schönsten Straße in ganz Lviv. Eine Dusche für Taras Shevchenko. Vor der Oper ein Haufen Leute. Die Laternen leuchten wunderschön – jedes Foto spottet der Wirklichkeit. Ich gehe die Straße sicher fünf, sechs Mal auf und ab und genieße es richtig. Außerdem hat eine Versammlung rund um eine Marienstatue auf dem Prospekt meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ich gehe hin, stelle mich kurz dazu und stelle fest, dass ich keine Ahnung habe, wofür die Leute beten und warum eigentlich alle ausgerechnet hier stehen. Schön sind sie auf jeden Fall, die vielen Kerzen. Ich komme am Prospekt Shevchenko vorbei und bin sicher über eine Stunde unterwegs, bis ich mich ins Internetcafe in der Dudajew-Straße setze, wo ich meine e-Mails beantworte. Danach ist es schon etwa zehn Uhr und ich gehe zu M. Dort tratschen wir eine Weile und wir beschließen, um 7 Uhr aufzustehen, damit wir schon mit einem früheren Zug fahren können, der um 8:55 Lviv verlassen soll. Um 7 Uhr geht dann tatsächlich mein Tag los. Wir stehen auf, ich bestehe darauf, dass ich möglichst wenig essen will. Erstens, weil ich bei der Gastfamilie sowieso immer essen muss und zweitens weil ich weiß, dass es im Dorf auch immer schwierig ist, wenig zu essen. Danach machen wir uns auf den Weg zur Straßenbahn, die Richtung Bahnhof fährt. Wir warten und warten aber wieder – die Straßenbahn kommt nicht (kummt ned, kummt ned, kummt ned…). Schließlich entscheiden wir uns auf Grund des Zeitdrucks dafür, dass wir ein Taxi nehmen. Die Taxifahrt kostet 15 Hryvnia, wir sind pünktlich am Bahnhof und alles ist in Ordnung. Das Dorf, das in der Nähe von Solochiv liegt, ist etwa 70 km von Lviv entfernt; die Fahrt dauert 1 ½ Stunden und kostet 4.40 Hryvnia. Die „Elektritschnia“ ist ein besonderer Ort, den man als Ukraine-Reisender zumindest einmal besucht haben sollte. Wirklich ein besonderes Erlebnis. Wenn man einsteigt, sitzt man auf Bänken, die solchen in Parks zum Teil sehr ähneln. Sie sind aus Holz, nicht besonders bequem und stehen im ganzen Zug. Während der Fahrt kommen öfters Leute vorbei, die Sachen verkaufen wollen. M. sagt, diese Leute werden von ihrer Firma nur mit materiellen Gütern und nicht mit Geld bezahlt. Dementsprechend müssen sie diese Sachen verkaufen, um an Geld zu kommen. Es gehen auch immer wieder Kinder vorbei, die singen, um ein bisschen Geld zu verdienen.Etwa eineinhalb Stunden später stehen wir auch schon in Solochiv. Von dort soll uns A., der Enkelsohn des Zwangsarbeiters, der bei M.s Familie gelebt hat, abholen. Kurz darauf kommt dieser auch und wir fahren ins Dorf. Auf dem Weg bestellen wir Zement für den Pfarrer und fahren tanken. Dass A. kürzlich fast einen gröberen Unfall hatte, wundert mich nicht mehr so sehr, als ich ein paar Meter mitgefahren bin. Zuerst fährt er nur in der Mitte, dann auch links oder sonst rechts (wenn doch etwas entgegenkommt). Aber naja, das ist eben die Ukraine – jeder fährt wo er will oder wo Platz ist.
Im Dorf angekommen, steigen wir vor der Dorfschule aus und gehen die Lehrer besuchen. Die Schule ist für Kinder bis zur 9. Klasse (also für schulpflichtige Kinder). Von Österreich gebaut, mit Deutschunterricht (Ansichtssache wie sinnvoll Deutschunterricht prinzipiell ist). Die Lehrer dort sind wirklich ganz anders als in der Stadt. Die Direktorin ist sehr freundlich, die Lehrer nehmen einen sofort auf. Es gibt Kanapky (wieder einmal); dazu Tee und Weißwein. Der Sportlehrer empfängt uns mit Handkuss, weil heute ja Valentinstag ist. Der wird in der Ukraine groß gefeiert. Im Lehrerzimmer ist es eiskalt. Geheizt wird ja nicht.
In einem anderen Zimmer setzen wir uns dann alle zusammen, wir plaudern, essen Kanapky, trinken Tee und M. übergibt der Direktorin Geld aus Österreich. Normalerweise müssen sie für jede Spende 20% Steuer bezahlen – unglaublich… Die Deutschlehrerin erzählt uns später von ihrem Mann, der nichts arbeiten will und ständig betrunken ist. M. erklärt mir, dass solche Zustände in der Ukraine durchaus üblich sind, sich die Frauen aber nicht scheiden lassen wollen, weil es immer noch besser für sie ist, als wenn sie keinen Mann haben. Warum das allerdings so ist, weiß man nicht genau, weil Frauen in der Ukraine genauso arbeiten gehen wie Männer. Das Problem ist also weniger ein finanzielles als ein soziales. Später gehen wir zum Bauernhof von A. und seiner Familie. Auf dem Weg dorthin kommen wir am Dorffriedhof vorbei. Sofort stechen mir grell-blaue Gräber und Bilder der Toten ins Auge. M. meint, in Armenien wird sogar bildlich die Todesursache dargestellt.
Am Hof werden wir ebenfalls herzlich empfangen von A., seiner Frau und seiner Mutter. Der Großvater war Zwangsarbeiter in Österreich. Schade, dass ich kaum mit ihnen reden kann. Tatsächlich wird bald aufgetischt. Zur „Vorspeise“ gibt es Kanapky, Brot, Salat und Saft. Die Vorspeise bleibt stehen, es gesellen sich Borschtsch (mit Einlage), Erdäpfelpüree, Kraut und eine Wurst, die aussieht wie Blutwurst aber eigentlich hauptsächlich aus Zwiebeln und anderem Gemüse besteht hinzu, wir trinken (3 Mal, ganz wichtig) auf Gott und die Welt. Dafür bekommen wir „Traubensaft“ der angeblich „kein Alkohol“ ist. Naja, Horilka ist es nicht, aber Alkohol ist es trotzdem. Naja, ist ja nicht so viel. Danach gibt es noch Tee und etwas Ähnliches wie Buchteln. Zum Schluss werden uns noch welche davon eingepackt und dazu bekommt auch jede noch ein Glas selbst eingelegte Gurken (man ist Selbstversorger). Interessant war auch, dass die Küche in einem vollkommen anderen Gebäude ist und die Speisen durch den Hof getragen werden müssen. Warum das so ist, weiß man nicht genau.
Anschließend gehen wir zur Marschrutka. Pani M. begleitet uns. Unterwegs kommt tatsächlich ein Pferdewagen vorbei. M. hat noch gemeint, A. hatte früher kein Auto, nur einen Pferdewagen. Naja, bei den kaum vorhandenen Straßen ist es auch kein Wunder.Die Marschrutka braucht über zwei Stunden, um zurück nach Lviv zu fahren. Zum Teil hat die Straße viele Schlaglöcher oder ist so eng, dass der Fahrer aufs Bankett ausweichen muss. Seekrank wurden wir aber Gott sei Dank nicht.Am Prospekt Swobody gehen, als wir ankommen, schon viele Paar spazieren. Fast jede Frau hat mindestens eine, manchmal auch gleich einen Strauß, Rose bei sich. Stände sind aufgebaut, wo man Ballons und allerlei andere Sachen kaufen kann. Es ist auch unheimlich viel Verkehr. Nach langer und eingehender Betrachtung des Verkehrs mit M., bei der wir nicht ersehen können, warum eigentlich die Leute nicht nach Verkehrsregeln fahren – es wäre so viel leichter und man würde auch weiter kommen, denn momentan ist am Danylo Halizko Platz kein Weiterkommen mehr – kommt eine 81er Marschrutka, die mich nach Hause bringt. Bedingt durch den Verkehr ist sie eine ganze Stunde unterwegs. Als ich dann um 8 Uhr nach Hause komme, erzähle ich R. vom Dorf und rufe die ukrainische M. und die andere O. an. Mit M. treffe ich mich am Freitag; O. war nicht zu Hause. Nur ihr Vater, der mir (auf UKRAINISCH!!!!) erzählt, dass O. momentan in Österreich ist. Ich habe es geschafft, dass ich das gesamte Telefongespräch auf ukrainisch durchziehe und bin sehr stolz auf mich, aber enttäuscht, dass O. nicht da ist. Naja, vielleicht sehe ich sie ja in Österreich wieder!
Am Abend kommt dann A. nach Hause, die ich erst nach langem Überreden dazu bringen kann, dass sie NICHTS kocht. Einen kleinen Triumph gönne ich A. dann, indem ich eine Praline esse. Sie ist glücklich, dass ich doch noch etwas gegessen habe und ich kriege das kleine Stück gerade noch hinunter. Alles ist wieder gut. Dann schreibe ich meine Postkarten, erledige noch dies und das und gehe schlafen.

Donnerstag, 15. Februar 2007
Um 10 Uhr bin ich bei der Uni und O. bringt mich zu ihren Studenten. Sie haben gerade erst das zweite Semester begonnen und sprechen noch nicht sehr gut Deutsch, aber ich erkläre ihnen trotzdem verschiedenes und sie fragen mich auch einige Sachen. Mir fällt auf, dass sie viel über ihre eigene Uni wissen, wovon ich keine Ahnung habe. Zum Beispiel weiß ich nicht einmal, wie alt unsere Uni ist oder wie viele Studenten es gibt. Muss ich direkt einmal alles nachschauen…Naja, sie sind recht nett und ich habe einmal einen normalen Uni-Unterricht kennen gelernt. War auch ganz interessant. In der Pause gehen O. und ich etwas essen, da auch sie Angst hat, dass ich bis am Abend nichts mehr essen werde, weil ich ja von 1 bis 5 bei N. bin.
Die Mlynzi waren sehr gut, aber bald danach muss O. wieder auf die Uni und ich zu N.. Nach der Stunde fahre ich nach Hause.

Freitag, 16. Februar 2007
Um 12 habe ich Unterricht. Die Marschrutka kommt diesmal pünktlich und ich bin sogar vor 12 da. Um 5 treffe ich mich endlich mit M. Sie, R. und ich gehen in ein Café auf dem Prospekt Shevchenko. Große Wiedersehensfreude. M. will, dass ich nächste Woche bei ihnen zum Essen vorbeikomme. Schon wieder essen!!! Naja, ok, warum nicht? Ich möchte ja auch ihre Mutter kennen lernen. Den Vater auch, aber der arbeitet zurzeit in Tschechien und das wäre doch ein kleiner Umweg auf dem Weg ins Zentrum…
Als R. nach Hause fährt, gehen M. und ich am Abend spazieren. Die Straßen sind wunderschön am Abend und ich verstehe nicht, warum auch M. relativ ängstlich ist und ihre Mutter sie dauernd anruft. Es ist kleiner als Wien und auch meiner Meinung nach weniger gefährlich.
Auf dem Weg finde ich ein DVD-Geschäft und das Irish Pub, das ich seit eineinhalb Wochen nicht finden kann. Naja, jetzt weiß ich es ja… Vielleicht gehe ich am Montag hin.
Wir setzen uns in ein Restaurant namens Puzata Hata. So eine Art ukrainischer McDonald’s. Nur schön und mit gutem Essen. Das ist mit Abstand das am interessantesten eingerichtete Restaurant, in dem ich jemals war. Die Leute haben alle traditionelle ukrainische Kleidung an und es gefällt mir überhaupt sehr gut. Es gibt auch ausschließlich ukrainisches Essen – Varenyky, Mlynzi, Blini, Kiever Kotelett (Huhn mit Pilz-Käse-Füllung, unheimlich gut) – einfach alles. Kuchen natürlich auch – der darf ja an keinem Tag fehlen.
Wir tratschen noch bis 11 oder so und gehen dann nach Hause. M. will immer noch Architektur studieren und mit ihrem Bruder gemeinsam im Büro arbeiten. Für die Uni muss sie jetzt viel lernen und daher geht sie nicht so oft in die Schule – etwas, das in der Ukraine in der 11. Klasse normal ist. Die ukrainischen Jugendlichen müssen schwere Prüfungen über die Feinheiten der ukrainischen Sprache ablegen. Sachen, die sich sogar die Lehrer zum größten Teil aus Büchern holen müssen werden bei dieser Prüfung gefragt. Ähnliches gilt für die Prüfung über ukrainische Geschichte. Die Kinder lernen kaum für die Schule, weil sie nicht alles auf einmal machen können. Zusätzlich ist immer noch Quarantäne. Bin schon gespannt, wann ich jetzt endlich nach Ivano-Frankivsk fahren kann… Wollte ja eigentlich in die Schule gehen und den Direktor und seine Frau besuchen, aber daraus wird wohl bedingt durch die Quarantäne nichts werden diesmal…

Samstag, 17. Februar 2007
Am Morgen fahren wir zum Bahnhof. Wir wollen nach Ternopil. M. will gleich die Karten für die Rückfahrt kaufen. Wir laufen von einem Schalter zum nächsten und schließlich müssen wir doch die Rückfahrkarten in Ternopil kaufen.
Wir fahren im Schlafwagen, versteht sich, weil es sonst nichts gibt. Bei uns im Abteil sind zwei Frauen aus Dnipropetrovsk, die ausschließlich Russisch sprechen. Schade. Naja. Nach drei Stunden kommen wir an (dabei ist Ternopil eigentlich nicht so weit weg, aber die Züge sind schon langsamer als in Österreich). Der Zug verlässt Lviv um etwa 10 Uhr und die Damen meinen, sie seien noch bis 3 Uhr morgens unterwegs. Unglaublich…
Die Schaffner in solchen Zügen sind sowohl Kellner, als auch Schaffner als auch sonst alles andere, daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie den Damen auf Anfrage heißes Wasser bringen, damit sie sich ihr Fertig-Süppchen machen können. Für 1 Hryvnia bekommt man auch heißen Tee (naja, das hab ich ja schon bei der Anreise festgestellt, aber eigentlich eine gute Idee, sollte die ÖBB übernehmen). Im Waggon ist es eiskalt. Warum der Schaffner beim Einsteigen gemeint hat, wir sollen die Tür schließen verstehe ich nicht ganz. Sie heizen in den Waggons noch mit Kohle. In jedem extra. Auch das Einsteigen ist jedes Mal ein mühsames Unterfangen. Die Waggons sind relativ hoch und mit schweren Taschen oder Rucksäcken ist das schon ein Problem. Naja, heute sind wir ja nicht so extrem bepackt.In Ternopil angekommen, kaufen wir Vitamine ein (Bananen, Orangen, Mandarinen für die Leute in der Wohngruppe). Dann fahren wir mit der Marschrutka 28 zu S., der die Frauen betreut. M. erzählt mir auf dem Weg die Geschichten der Frauen. Eine Frau wurde von ihrem Mann geschlagen und vergewaltigt und er hat immer alles auf Video aufgenommen und ihr danach alles gezeigt. An vielen Stellen hat er dann gesagt, was er „verbessern“ könnte und ihr das dann auch demonstriert. Auch ihr Kind musste sich das Video immer ansehen. Unglaublich. Als wir ankommen, werden wir gleich von einer Kinderhorde begrüßt. Schnell beschließe ich, dass ich ihnen irgendwie helfen will. Momentan wohnen hier sechs Kinder und zwei Frauen. Eine Frau wohnt hier mit zwei Kindern. Ein Mädchen hat sie adoptiert, das andere ist ihre eigene Tochter. Ihre beiden Söhne wohnen bei ihrem geschiedenen Mann, der ihre Wohnung angezündet hat, damit sie darin nicht wohnen kann. Sie ist mittlerweile vom dritten Mann schwanger. In einem Monat bekommt sie eine kleine Marta. Eine andere Frau wiederum hat lange mit ihren Eltern in einer Hütte ohne Fenster (nur mit Folie) gehaust. Ihre Heizung war eine Feuerstelle in der Mitte der Ruine und die Kinder sind noch ganz klein. Mein Freund ist 4. Ein süßes Kind. Und sein Bruder ist ein bisschen älter. S., M. und ich gehen zu den Kindern. Ich gebe ihnen Smarties und wir machen Fotos. Die Kinder scheinen die Situation relativ gut zu verkraften. Ein Mädchen ist ganz allein dort mit ihrer Schwester. Ihre Mutter ist Alkoholikerin und sie will immer zu ihrem Vater, aber das ist auch nicht möglich.
Die Kleinen sind wirklich alle ganz süß.
Besonders der Kleine mag uns gerne. Die ganze Zeit bleibt er bei mir. Ich finde es schade, dass ich ihn nicht gut verstehe und kaum mit ihm reden kann. Er lässt sich gerne von mir spazieren tragen und umarmt mich ganz fest. Seinen Keks teilt er in zwei Hälften, eine stopft er sich selbst, die andere mir in den Mund. Und die ganze Zeit lächelt er mich an und freut sich dass da jemand ist, der ihn lieb hat. Unfassbar, dass die Väter mit diesen Kindern nichts zu tun haben wollen. Das war sicher einer der berührendsten Momente in meinem Leben. Als M. geht fragt er sie, ob ich denn auch mitgehe. Am liebsten hätte ich ihn mitgenommen. Später zeigt uns das Team die Stadt. S. weiß einiges über die Geschichte der Stadt. Es gibt in Ternopil viele ehemalige KGB-Gebäude, in denen Menschen hingerichtet wurden. Außerdem gibt es auch erfreulichere und erbauliche Sachen wie zum Beispiel der See. In Ternopil ist es um einiges kälter als in Lviv und der See (der wirklich riesengroß ist) ist zugefroren. Eine ca. 7 cm dicke Eisschicht bedeckt ihn und es gibt viele Eisangler, Eisläufer und sogar Leute, die mit dem Rad übers Eis fahren (was es nicht alles gibt). Mir persönlich ist das Eis ein bisschen zu unsicher. Wir hören weitere Geschichten über die Bewohnerinnen. Eine Frau mussten sie sogar in eine weiter entfernte Stadt bringen. Nur S. weiß, wo sie ist. Nicht einmal ihre Eltern wissen es, weil es für die Frau gefährlich wäre, wenn ihr Mann wüsste, wo sie ist. Nach einem ereignisreichen Tag voller berührender Momente ist es allerdings Zeit, wieder in Richtung Bahnhof zu gehen. Eine halbe Stunde warten die drei mit uns auf den Zug. S. holt uns heißen Tee. Als der Zug kommt, verabschieden wir uns und ich drohe an, im September zurückzukommen. (Dass ich dann allerdings hoffentlich mit viel Geld, Kleidung, Handtüchern und vielem mehr wiederkomme, wissen sie noch nicht. Ich hoffe, es ist mir möglich, etwas in diese Richtung zu organisieren.)
Am Abend komme ich dann nach Hause. Ich läute an der Tür und niemand macht auf. Ich denke schon, dass keiner zu Hause ist. Im Endeffekt stehe ich über eine Stunde in der Kälte bis der Vater kommt. Dann macht er die Tür auf und oben haben alle auf mich gewartet. Der Opa hat die Türglocke ausgeschaltet. Ihnen ist es furchtbar peinlich, aber sie können ja nichts dafür. Wusste gar nicht, dass es für Türglocken einen Schalter gibt, aber der ist tatsächlich an der Gegensprechanlage drauf. Was es nicht alles gibt…


Sonntag, 18. Februar 2007
Am Sonntag zu Mittag kommt M. zu uns auf Besuch. Endlich lernen sie sie kennen, waren ja schon ganz gespannt auf „Pani M.“.
M. meint, sie fährt bald schon nach Österreich, weil G.s Vater einen runden Geburtstag hat und sie eingeladen ist. Werde sie also in der letzten Woche nicht hier haben. Naja, mein Ukrainisch reicht schon für die notwendigsten Sachen aus, alles kein Problem. Nach dem Essen (das mengenmäßig wieder mal nicht ohne war), geht es gegen 18 Uhr zum Bowling. Dort treffen wir R.s Studienkollegen. Sie sprechen beide Deutsch und einer von beiden war auch erst in Tirol auf Schiurlaub. Er gewinnt beide Spiele.
Danach gehen wir ins Pub, wo ich ein weiteres Krügel Bier trinke. Endlich gibt es nichts zu essen!!!

Montag, 19. Februar 2007
Zuerst habe ich wieder bei N. Unterricht, danach geht es weiter in die Zukernia zu M. Dort lerne ich auch die mir aus den Ukrainischstunden schon wohl bekannte H. aus Wien kennen. Sie unterrichtet Deutsch an der Uni. An der gleichen Fakultät, an der R. studiert. Wir erzählen uns einiges über unsere Erlebnisse in der Ukraine, ich koste wieder mal einen neuen Kuchen.
Unterwegs ruft mich R. an, dass es keinen Strom gibt. Auch witzig, denke ich mir. Als ich heimkomme, ist es rundherum überall hell erleuchtet, aber unser Block ist komplett dunkel. Die Familie wartet schon am Fenster und sperrt mir gleich auf. Oben haben wir dann Kerzenlicht, eine Taschenlampe und ein Neonlicht. Heute haben wir viel Zeit, um zu tratschen. Eigentlich recht angenehm, wenn kein Fernseher läuft, kein Internet, das Radio ist lustigerweise gegangen, obwohl es auch am Strom hängen muss. Aber der Rest war tot.
Naja, kommt bei uns ja auch vor und wie gesagt, hab das auch gar nicht als unangenehm empfunden! Später gehe ich dann naturgemäß ohne „domaschnje zawdannja“ ins Bett…

Dienstag, 20. Februar 2007
Die Stunde mit N. verläuft recht gut. Danach fahre ich in die Stadt, um mich mit R. zu treffen. Wir wollen die Zugkarten für die morgige Fahrt nach Ivano-Frankivsk und für die für Samstag geplante Fahrt nach Kiev kaufen.Vor der Kassa wartet schon der Opa und wir gehen hinein. Die Karte für Ivano-Frankivsk bekommen wir ohne Probleme, aber die Karten für Kiev bekommen wir nicht. In der Ukraine ist es nämlich so, dass man Karten nur dann bekommt, wenn man einen Lichtbildausweis vorlegt, weil manche Menschen früher das gesamte Kontingent an Karten aufgekauft und danach teuer an die Reisenden weiterverkauft haben. Den Pass der Kollegin von R.s Mutter haben wir, aber nicht den ihres 12-jährigen Sohnes und so gibt es keine Karten. R. und ihre Mutter wollen am Abend noch einmal mit allen Dokumenten hinfahren und die Karten holen. Später gehe ich essen in die „Puzata Hata“, mittlerweile mein Lieblingsrestaurant, das ich manchmal liebevoll den „ukrainischen McDonald’s“ nenne. Später geht es weiter in ein DVD-Geschäft, in dem ich voll Entsetzen feststelle, dass es fast nur russische DVDs gibt und eigentlich wollte ich mir Filme auf ukrainisch kaufen, damit ich zu Hause auch „üben“ kann. Naja, dann eben nicht, muss ich mir was anderes überlegen…Der Zipp meiner Jacke geht auch wieder nicht zu. Weiß nicht, was ich tun soll damit. Bei diesen Temperaturen ist das nicht so toll…
Ich gehe erste Geschenke für meine Familie und meine Freunde in Österreich kaufen. Im Souvenir-Geschäft werde ich schnell fündig. Für den Papa einen Krug aus Lviv. Dann im Buchgeschäft Bücher über Lviv und für mich eine Karte der Ukraine. Die werde ich mir irgendwo im Zimmer aufhängen. Dann gehts weiter. Den krönenden Abschluss bildet dann der Besuch im Spielwarengeschäft nahe dem Danylo Halizko Platz. Dort gibt es allerdings wenige Brettspiele. Es wäre interessant gewesen, ein ukrainisches Spiel zu kaufen. Aber das hätte ich mir denken müssen, nachdem R. mich ganz verwirrt angeschaut hat, als ich ihr erzählt habe, dass wir zu Hause oft Brettspiele spielen und zuerst sogar gedacht hat, dass ich Computerspiele meine… Naja, Risiko hätte ich schon gefunden und Monopoly, aber die sind beide ziemlich teuer, also lasse ich es bleiben. Und Scrabble gibt es erstens nur auf Russisch (was ich nicht will, wenn dann Ukrainisch) und dann könnte ich es nur einmal im Jahr spielen, nämlich wenn ukrainische Kinder zu uns kommen. Nein, das ist auch nichts!Später fahre ich mit der Marschrutka nach Hause. Es ist wieder viel los, aber glücklicherweise kann ich einen Sitzplatz ergattern! Dann stehe ich für ein paar Minuten vor verschlossenen Türen, bis R. mit ihrer Mutter nach Hause kommt. Sie erklären mir, dass es mittlerweile keine Karten mehr gibt für Kiev. Naja, sage ich, dann beim nächsten Mal! Ich möchte ja sowieso im September zurückkehren

Mittwoch, 21. Februar 2007
Um 5:30 ist Tagwache. A. ist schon längst auf und bereitet das Frühstück zu. Ich beeile mich, damit ich alles rechtzeitig schaffe bis das Taxi kommt. Um etwa 6:40 bin ich auf dem Bahnhof. Allerdings diesmal nicht auf dem Hauptbahnhof, sondern auf dem „Bahnhof vor der Stadt“. Um 7 Uhr soll mein Zug gehen. Zuerst suche ich mir den richtigen Zug auf der Tafel (A. hatte Bedenken, dass ich die Schrift nicht lesen kann, aber wie bitte schreibe ich meine Aufgabe sonst, wenn ich die kyrillische Schrift nicht lesen könnte???) und dann schaue ich einfach, was die anderen Leute machen. Ich zeige also dem Zug-Menschen meine Karte und es lässt mich passieren. Der Bahnsteig ist abgesperrt und anscheinend nur mit Karte betretbar. Der Zug ist „schnell“ und modern. Von außen erinnert er entfernt an einen Zug der ÖBB. Innen ist er bequem und hat sogar eine elektronische Anzeigetafel, von der man ablesen kann, wie spät es ist, wo die nächste Haltestelle ist und welches Datum wir haben. Also moderner als bei der ÖBB sogar! Nach 2 Stunden Fahrt (ok, er fährt offensichtlich nur 70 km/h, was nicht so berauschend schnell ist) komme ich in Ivano-Frankivsk an, wo schon O. und C. auf mich warten. Die Wiedersehensfreude ist groß. Dann gehen wir zu ihnen nach Hause, wo die Mutter samt „Kanapky“ auf mich wartet. Dann hören wir Musik, unterhalten uns ein bisschen und um 11 Uhr finden wir uns schließlich bei der Schule Nummer 5 ein, wo schon Direktor O., seine Frau, die Deutschlehrerinnen (sogar O., die bei der ersten Fahrt in Österreich war) und V. Wieder große Wiedersehensfreude. Direktor O. kann sich noch gut erinnern an meine Krawattensammlung. Mit der Lehrerin rede ich über Wien. Ich erzähle von der Universität, vom Schulsystem und von vielem mehr. Es gibt Tee, Kuchen und Früchte – wieder was zu essen!
Dann kommt S. mit einem kleinen Blumenstrauß. Die Wiedersehensfreude wird immer größer! Später zeigen mir meine Freunde die Stadt. Wir gehen ins Museum, wo man unter anderem die Tiere der Region, archäologische Funde, Bilder, alte Bücher, Neandertaler und vieles mehr bewundern kann. Außerdem ist dort traditionelle Kleidung ausgestellt. Ich erzähle C., dass meine Gastfamilie einmal gemeint hat, sie wollen mich in so etwas fotografieren. Sie versteht das falsch und fragt die Aufseherin, ob ich die Kleidung anprobieren kann. Ich hätte tatsächlich gedurft, aber das wollte ich wirklich nicht. Danach geht es weiter in eine wunderschöne griechisch katholische Kirche, wo viele Leute (jung und alt) sind, um zu beten. Die 2-stüdige Messe wird im Stehen gefeiert – Sessel oder Bänke gibt es kaum. Keine Religion für mich! Die Mädchen erzählen mir, dass ihre Großeltern immer noch an diesen Messen teilnehmen – unvorstellbar!
Danach geht es weiter in die Gemäldegalerie, wo man verschiedenste Ikonen und Bilder besichtigen kann. Dort treffen wir auch T., die vor 5 Jahren das erste Mal in Österreich war. Später gehen wir in ein Pub, wo wir Bier trinken und Steak mit Kartoffeln essen. Dort gibt es auch einen guten Schinken, dessen Namen ich leider vergessen habe.

Mehr als satt gehen wir weiter in Richtung Theater. Das Theater ist eigentlich geschlossen, aber S. überzeugt die Frau, die dort arbeitet nach einigem Hin und Her davon, dass sie uns in das Theater lässt. Von außen ist es sehr modern, aber innen gibt es einen schönen Springbrunnen und viele huzulische Motive, Schnitzereien und Stickereien. Außerdem ist an einer Wand ein Bild mit allen bedeutenden und bekannten Ukrainern von den Klitschkos bis zu Julia Timoschenko. Artig bedanken wir uns und gehen wieder.
Meine Freunde möchten mir unbedingt etwas kaufen, aber ich bin erstens sowieso schon glücklich, weil ich sie wieder sehen konnte und zweitens weil sie mir alles gezeigt haben und so weiter. Naja, zum Schluss fahre ich mit einem T-Shirt von Ivano-Frankivsk nach Hause, das ich als Nachthemd verwenden werde. Da werde ich dann am Abend immer an Ivano-Frankivsk denken. Sie meinen sowieso alle, dass ich bald wieder zurückkommen soll und nageln mich auf den September schon ziemlich fest. Gegen 19 Uhr 10 kommt dann auch schon wieder der Zug. Das ist mir überhaupt nicht recht, weil ich gerne mehr Zeit mit meinen ivano-frankivsker Freunden verbracht hätte. Aber es hilft alles nichts. Am Bahnhof stelle ich fest, dass die WCs hier sich zum Teil kaum von japanischen unterscheiden, aber was hilfts...? Danach steige ich in ein Taxi, das mich ziemlich schnell nach Hause bringt, aber 50 Hryvnia kostet (in der Früh hat es noch 25 gekostet und der Fahrer hat sogar abgerundet, weil er keine Kopeken einstecken hatte – überhaupt ein häufiges Phänomen hier). Wertkarte will ich mir auch noch schnell eine kaufen bei einem Kiosk, aber der „nette“ Mann hat leider keine. Zu Hause angekommen, will man mir Fisch servieren aber ich kann beim besten Willen nicht noch mehr essen. Freue mich schon auf die Pause vom Essen bis September, muss ich gestehen. Obwohl ich gerne meine Freunde in Österreich hätte. Dann muss ich etwas gegen den Schnupfen trinken. Naja, von mir aus! Besonders viel Luft krieg ich ja wirklich nicht momentan…
Sie glauben, dass ich todkrank bin und das ist doch ziemlich anstrengend, weil sie gleich so schrecklich fürsorglich sind. Aber ich bin ja wirklich nur ein bisschen verkühlt. Schnupfen eben – nichts tragisches. Tolle Jacke!

Donnerstag, 22. Februar 2007
In der Früh wird mir das Frühstück ans Bett gebracht, weil ich ja SO krank bin. Ich lehne dankend ab, ziehe mich protesthalber um und marschiere in die Küche. Zugegebenermaßen habe ich länger geschlafen, aber naja der gestrige Tag war ja auch nicht ohne. Todkrank bin ich immer noch nicht, wenngleich ich merke, dass ich nicht hundertprozentig fit bin. R.s Vater meint, N. solle zu uns kommen zum Unterricht. Das lehne ich aber entschieden ab. Ich muss unbedingt raus, brauche eine Telefonwertkarte und muss noch einiges erledigen. Außerdem will ich nicht den ganzen Tag daheim sitzen.
Um 16 Uhr bin ich bei N. Der meiste Schnee ist mittlerweile verschwunden. Gegen 20 Uhr verlasse ich gemeinsam mit N. das Haus und wir gehen zu R.s Vater, der uns unterwegs gleich mitnimmt. Mittlerweile, so stelle ich zu meinem Erstaunen fest, hat es ordentlich geschneit. Alles ist weiß – das gefällt mir sehr gut. Will nicht heim.
Am Abend muss ich dann brav Fervex trinken, das ist gut gegen meine „schwere“ Krankheit. Naja, schaden kann es ja nicht.

Freitag, 23. Februar 2007
Heute bin ich um 10 bei N. Wir machen nur 3 Stunden, weil ich mich dann mit R. treffe. Sie hat Deutsch und will mich in ihre Stunde mitnehmen. Zum Abschied schenkt mir N. eine Ausgabe des Ukrainischlehrbuches, das sie am Polytechnikum verwendet. Von mir bekommt sie Milkaherzen. Dann sagt sie mir noch einige Worte zum Abschied, umarmt mich und ich gehe zur Marschrutka. Ein bisschen spät dran bin ich schon. Um 2 Uhr treffe ich schließlich bei der Uni ein. R. holt mich ab und wir gehen zu ihr in den Deutschunterricht. Die Fakultät ist ungefähr so gut renoviert wie die meine Uni. Aber naja. Die Deutschlehrerin spricht ausgezeichnet Deutsch und kennt auch die Unterschiede zwischen der österreichischen und der deutschen Sprache. Im Unterricht übersetzen die Studenten aber offensichtlich viel mehr, als sie tatsächlich sprechen. Mir werden relativ wenige Fragen gestellt. Ich lese einen Text über die EU sätzeweise vor und die Studenten müssen nach der Reihe übersetzen. Zum Schluss laden sie mich ein, ich solle wieder zu ihnen kommen, wenn ich in der Ukraine bin. Ich nehme dankend an. Bin ja ein halbwegs gutes Übungsobjekt.
Danach gehen wir spazieren und einkaufen. R. zeigt mir ein riesiges Buchgeschäft, das auch sehr spezielle Sachen hat, wie Fachwörterbücher für Mathematik (ein wirklich fetter Schmöker) und ähnliches mehr. Das Geschäft „Darwin“ ist vierstöckig; im vierten Stock befindet sich ein Restaurant, der Rest sind hauptsächlich Bücher, aber auch DVDs und CDs. Ich beschließe, auf jeden Fall zurückzukehren und einzukaufen…
Später gehen wir in ein Café, das gleichzeitig eine Galerie ist. Es gibt hier überhaupt viele Galerien, aber dieses Kaffeehaus ist wirklich toll. Leider ist es gesteckt voll und so gehen wir wieder, nachdem wir die Bilder gesehen haben. Danach fahren wir nach Hause, wo wieder alle befürchten, dass es mir schlecht gehen könnte. Ich erkläre ihnen, dass es in der Schule in Österreich NIE Quarantäne gibt, weil die Schüler einfach mit 37°C zum Teil auch noch in die Schule gehen, wenn sie sich sonst wohl fühlen. Das ist ihnen absolut unverständlich. Mich wundert es überhaupt nicht mehr, dass es in der Ukraine oft und lange Quarantäne gibt. Mittlerweile dauert sie schon 2 Wochen an und ein Ende ist nicht abzusehen. Sehr merkwürdig!

Samstag, 24. Februar 2007
Ich stehe ein bisschen spät auf und dann fahren R. und ich zum Potozky-Palast, wo sich jetzt eine große Galerie mit den Werken verschiedener nationaler und internationaler Künstler befindet (darunter auch Rubens, Da Vinci, usw.). Später geht es weiter ins ethnographische Museum, wo die verschiedensten Trachten ausgestellt sind, ein huzulisches Haus dargestellt ist und vieles mehr. Im Obergeschoss ist momentan eine Uhrenausstellung, wo verschiedene alte Uhren aus ganz Europa gezeigt werden. Es sind auch viele aus Österreich dabei und als die Frau, die dort arbeitet merkt, dass ich eine Touristin bin, erklärt sie gerne und viel. Alles auf Ukrainisch, aber R. ist ja dabei und so verstehe ich dann, was die gute Frau genau erzählt. Danach geht es weiter in eine Galerie, die auch als Café fungiert. Eine schöne Atmosphäre. Wir trinken einen Tee, bevor wir uns mit K., der Tochter von N., treffen. Gemeinsam gehen wir in das Café Veronika, wo die Mädchen Unmengen von Torten verputzen, was man sich gar nicht vorstellen kann, wenn man sie sich ansieht. Um 5 Uhr muss ich mich dann verabschieden, weil ich mich mit M. treffe. Ich bin bei ihr zum Essen eingeladen. Zuerst schauen wir uns aber noch ein paar Kirchen an. Bei einer kommen wir gerade dazu, als die Leute beten. Dann kommt plötzlich der Priester und so erlebe ich zwar mehr oder weniger unfreiwillig aber sehr bereitwillig eine Messe mit. Es ist sehr interessant, aber das nächste Mal werde ich mich auf solche Sachen vorbereiten. Kulturell und sprachlich. Irgendwie habe ich keine Ahnung, wovon gesprochen wird. Dann geht es weiter zu M., die Pizza vorbereitet hat. Bei der Heimfahrt bekomme ich geschätzte 5 Tonnen Schokolade. Ich bedanke mich und fahre nach Hause. Es war schön, einmal ihre Mutter kennen zulernen. Ihr Vater arbeitet ja gerade in Tschechien.
Am Abend können wir dann nicht in die Disco gehen, weil R. zu viel Kuchen gegessen hat und vor lauter Übelkeit ein Monat lang dem Kuchenessen abschwört. So bleiben wir zu Hause und schauen uns Casablanca an.

Sonntag, 25. Jänner 2007 / Montag, 26. Jänner 2007
Große Abschiedstournee. Begonnen wird bei den Großeltern, wo ich auch den Kopfschmuck von R.s Tracht anprobieren darf. Dann wird „gefrühstückt“ (soll heißen, wir essen ca. eine halbe Bäckerei leer und trinken 20 Liter Tee dazu).
Später geht es weiter zu A.s Assitentin, beziehungsweise zu deren Meerschweinchen. Damit ich endlich ein ukrainisches Meerschweinchen sehe. Es gibt ja wirklich wenige, bin mir schon ein bisschen seltsam vorgekommen, weil ich gleich zwei habe. Eine schöne Wohnung hat sie. Noch ganz neu. Sie ist die erste, die in diesem Haus wohnt. Muss sehr angenehm sein! Wieder gibt es etwas zu essen. Wieder Süßigkeiten – wie soll ich das nur alles schaffen? Angeblich gehen wir ja nachher essen auch noch…
Dann gehen wir nach Hause, um uns für das Restaurant herzurichten. Eine Stunde später geht es auch schon los. Das Restaurant ist ein bisschen außerhalb von Lviv, in Mitten schönster Natur, neben zwei Seen, in denen im Sommer fleißig Wassersport betrieben wird. Das Restaurant ist sehr „urig“ eingerichtet. Auch neu ist für mich, dass jeder Tisch in einem eigenen Häuschen steht – mit Fernseher (keine Ahnung wozu). Jedem Haus ist ein in traditionellem Gewand gekleideter Kellner zugeteilt, der die Gäste bewirtet. Zuerst gibt es „nur“ Brot, Fisch und kleine Kohlröllchen. Ich denke mir schon, das ist alles und esse brav. Plötzlich kommt der Kellner ein zweites Mal herein und bringt ukrainischen Speck (eine besondere Cholesterinquelle – der Speck besteht zu 99% aus Fett und zu 1% aus Gewürzen), einen Brei der angeblich schon von den Kosaken gegessen wurde und kleinen Kartoffelpuffern. Ich kann nicht mehr, aber ich bekomme die Standardantwort: „Iss!“Ich koste brav, aber wirklich essen kann ich nicht. Die zwei Gläser Wein leere ich selbstverständlich. Auf dem Weg zum Auto zeigen sie mir einen Bären in einem Käfig. Meiner Schätzung nach ein Schwarzbär. Das arme Tier liegt ganz allein in einem viel zu kleinen Käfig und sieht dementsprechend traurig aus. Ich erkläre, warum ich das nicht besonders toll finde. Er tut mir wirklich sehr leid. Später fahren wir nach Hause. Es ist schon fast an der Zeit, mich zu verabschieden. Tapfer streichle ich meinen geliebten Hund ein letztes Mal ohne zu weinen. Ich werde meine Kleine sehr vermissen. Dann gehts zum Bahnhof. Ich habe mittlerweile nicht 5 sondern 6 Taschen, weil meine Gastmutter mir Proviant für die Reise eingepackt hat (wie soll es auch anders sein – ich bin hier in der Ukraine!!!). Auf dem Weg holen wir noch R. ab, den Patenonkel von R., der mir noch Kekse mitgebracht hat. Mehr Essen! Naja, wie gesagt, ein ukrainisches Phänomen…Zuerst finden wir den Waggon nicht, aber dann geht alles ganz schnell. Die ganze Gastfamilie inklusive Paten hilft mir, die Taschen in den Zug zu tragen. Es ist ja wirklich viel – was mache ich nur in Budapest, wenn ich ganz alleine bin???
Dann umarmen sie mich alle, wünschen mir eine schöne Reise und warten brav draußen, bis der Zug abfährt. Erst als sie draußen sind breche ich in Tränen aus. Ich werde sie sehr vermissen, auch wenn sie sehr fürsorglich sind. Später schlafe ich doch ein. Geschätzte eineinhalb Stunden später werde ich allerdings geweckt von der Schaffnerin. Wir sind bald an der Grenze. Die ganze Grenzkontrolle hindurch kann ich nicht wirklich schlafen. Es werden wieder die Räder umgesteckt, was bedeutet, dass der Waggon fleißig ruckelt; die Grenzpolizisten beider Länder kommen herein, wollen meinen Pass sehen; der Zoll kommt und fragt nach, was ich mithabe und so weiter. Als wir weiterfahren, so gegen halb fünf Uhr morgens, schlafe ich wieder ein. Schlag 6 bin ich aber wieder wach und kann nicht mehr einschlafen. Ich will auch nicht den Halt in Budapest verpassen, weil ich mich ja noch umziehen muss und alles einpacken, was ich im Zug gebraucht habe. Will keinen Stress haben mit dem vielen Gepäck. Endlich in Budapest angekommen, muss ich mich zuerst durch die Massen der Taxifahrer kämpfen, die ich zuerst unabsichtlich auf Ukrainisch abwimmle, bis ich mich erinnere, dass ich in Budapest bin und wie man das auf Ungarisch macht. Mit einem freundlichen, aber bestimmten „Nem, köszönöm!“ verabschiede ich mich von ihnen und suche meinen Zug. Der ist aber natürlich lange noch nicht auf der Tafel angeschrieben und so setzte ich mich auf eine Bank und warte. Kalt ist es, aber stehen bleiben kann und will ich nicht mit dem ganzen Zeug.
Der von mir erwartete ÖBB Zug kommt nicht und nicht daher und so beschließe ich, den Zug, der auf dem mittlerweile auf der Tafel angezeigten Bahnsteig steht, zu erkunden. Tatsächlich fährt er nach Wien und so steige ich ein. Im Zug lerne ich dann einen türkischen Geschäftsmann kennen, mit dem ich mich unterhalte, bis wir in Wien sind. In Wien quäle ich mich mit meinen Taschen aus dem Zug... Ich will unbedingt wieder in die Ukraine!

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